Historie der ev. Kirchengemeinde Malstatt
960 – Beginn der dokumentierten Geschichte der Kirche in Malstatt
Die dokumentierte Geschichte der Kirche in Malstatt beginnt am 3. Juni 960: Otto I, „König der Lothringer, Franken und Germanen“ stellt in Köln eine Urkunde aus, in dem der Besitz des Benediktinerinnenklosters St. Peter in Metz bestätigt wird. Darunter wird auch eine Kirche de Mathalstatt (Gerichtsstätte), unser heutiges Malstatt, ausgewiesen.
1561 – Malstatt wird prostetantisch (lutherisch)
Die Besitzrechte wurden erst 1561 vom Graf Johann IV von Saarbrücken-Nassau dem Metzer Stift abgekauft, so dass Malstatt im Zuge der Nassauer Reformation 1575 protestantisch (lutherisch) wurde.
Das Gemeindegebiet umfasste das Filial Gersweiler sowie die heutigen Stadtteile Burbach, Rodenhof und Rußhütte. Während Gersweiler bereits im 19. Jahrhundert selbständige Gemeinde wurde, erfolgte die Teilung der Gemeinde Malstatt-Burbach erst 1952, der Gemeindeteil Rodenhof wurde 1963 selbständige Kirchengemeinde.
Ende des 18. Jahrhunderts bis 1815 französische Staatskirche
Nach der Nassauer Zeit Ende des 18. Jahrhunderts war die ev. Kirche an der Saar bis 1815 französische Staatskirche nach napoleonischem Recht und wurde nach dem Wiener Kongress Teil der Kirche in der preußischen Rheinprovinz (Konsistorium in Koblenz), in deren Grenzen sich bis heute die Ev. Kirche im Rheinland (Landeskirchenamt in Düsseldorf) befindet.
De Paff vun Molschd
In diese Zeit fällt auch die Amtszeit von Pfr. Friedrich Köllner (1764-1853), dem sprichwörtlichen „Paff vun Molschd“, dessen Grab noch heute auf dem ehemaligen Friedhof neben der Kirche markiert ist (Grabstein neben der Kirche). Er war 44 Jahre Pfarrer in Malstatt und quasi im Nebenamt bis 1815 Commisaire du Directorat Exucitif du Canton d'Arnual (Landrat) und danach Oberbürgermeister der Städte Saarbrücken und St. Johann.
Während Saargebiets- und Saarlandzeit zugehörig zur ev. Kirche im Rheinland
Die Zugehörigkeit zur ev. Kirche der Rheinprovinz bzw. zur Ev. Kirche im Rheinland bestand auch während Saargebiets- bzw. Saarlandzeit von 1919-1935 und 1947 bis 1957 weiter.
Bis Mitte 19. Jahrhundert Malstatt mehrheitlich evangelisch
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Malstatt mehrheitlich evangelisch, zahlreiche Mitglieder gehörten dem preußischen Beamten- und Verwaltungsapparat an. Mit Beginn der Industrialisierung (Bergbau und Hüttenindustrie) setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine enorme Zuwanderung von Arbeitskräften aus der Eifel, dem Hunsrück und Lothringen ein, so dass bereits am Ende des 19. Jahrhunderts die Katholiken Mehrheitskonfession waren. Heute sind etwa 20 % der Malstatter evangelisch, 70 % katholisch, der Rest gehört anderen Konfessionen und Religionen an (vor allem Muslime) oder ist konfessionslos.
Nach dem 1. Weltkrieg hatte der Gemeindeteil Malstatt (mit Rodenhof) 9.000 Mitglieder (Burbach ca. 8.000), 1956 waren es mit dem Rodenhof ca. 12.000, 1984 7.000 in Malstatt und 2.500 auf dem Rodenhof, heute sind es knapp 5.000 in Malstatt und knapp 2.000 auf dem Rodenhof
Kirche Malstatt in Zeiten des Nazionalsozialmus
Nach dem Anschluss des Saargebiets an Deutschland 1935 war das Gemeindeleben vor allem durch den Kirchenkampf geprägt, vor allem durch die Person von Pfr. und Superintendent Philipp Bleek, der 1938 nach Argentinien ausgewiesen wurde, danach durch Pfr. Theodor Bronisch.
Zeitweise saß mehr als die Hälfte des Presbyteriums und alle Bekenntnispfarrer in Gestapohaft. Die Gemeinde bezahlte aus Spenden zwei Hilfsprediger, die von der bekennenden Kirche ausgebildet waren und nicht aus Kirchensteuermitteln des Konsistoriums bezahlt werden durften.
Im Oktober 1944 wurden 70 % der Wohnungen in Malstatt durch Fliegerangriffe zerstört, auch der gesamte Komplex Kirche-Pfarrhaus-Gemeindehaus. Die Rußhütter Kirche wurde im Januar 1945 bei einem der letzten Fliegerangriffe ausgebombt.
Gottesdienste nach der der Verheerung des Krieges
Bis 1947, der Einweihung der von den Schweizer Kirchen gestifteten Notkirche an der Rheinstraße wurde im Rußhütter Saal und in der Wirtschaft Sossong in der Lebacher Str. Gottesdienst gehalten. Das Rußhütter Kirchenschiff wurde 1949 und die Malstatter Kirche 1954 wieder in Dienst genommen. Von 1959 bis zum Bau des Gemeindezentrums 1996 fanden Gottesdienst und Gemeindearbeit auf dem Rastpfuhl im Keller des Kindergartens (heute „StreetCafé) statt.
Zusammenbruch der Kohle- und Stahlindustrie
Die jüngste Geschichte der Gemeinde ist geprägt durch den Zusammenbruch der Montanindustrie Ende der 70iger Jahre. Als traditionelle Arbeiterstadtteile sind Malstatt und Burbach besonders von den Sozialplänen und Arbeitslosigkeit betroffen, zur Zeit beträgt sie ca. 18 %. Mittlerweile ist es die dritte Generation, die von der sozialen Problematik betroffen ist. In den letzten 30 Jahren hat die Gemeinde etwa ein Drittel ihrer Mitglieder verloren, zum großen Teil durch Wegzug evangelischer Familien. Malstatt und Burbach sind Spitze in der Saarbrücker Kriminalstatistik, ein großes Problem sind Vandalismus und Jugendkriminalität.
Soziale Arbeit des Diakonischen Werkes in Malstatt
Bedingt durch die soziale Problematik ist Malstatt ein Schwerpunktgebiet der sozialen Arbeit des Diakonisches Werks an der Saar mit fünf Einrichtungen:
- Gemeinwesenprojekt Stadtteilbüro Malstatt in der Ludwigstraße Breite Str.,
- Service-Station in der Neustraße ???
- Kinderhaus Malstatt in der Alten Kirchhofstraße
- Stadtteilwerkstatt NURZU in der Ludwigstraße
- Migrationsberatung im ehemaligen Gemeindeamt bei der ev. Kirche ??? Wo ist das?
- Aktuelle finanzielle Haushaltssituation der EKM
Die finanzielle Problematik der Kirchen und Verringerung der Gemeindeglieder hatte in den letzten Jahren auch Auswirkungen auf die Struktur der Gemeinde.
Seit April 2004 sind nur noch zwei der ursprünglichen drei Pfarrstellen besetzt, die Stilllegung der 3. Pfarrstelle ist beantragt.
Das Gemeindeamt wurde im Gemeindezentrum Knappenroth untergebracht, die Anzahl der Gottesdienste in der Rußhütter Kirche reduziert.
In den letzten 25 Jahren wurde vieles an bezahlter Arbeit abgebaut.In zeitlicher Reihenfolge
- Verzicht auf Wiederbesetzung der Kirchenmusikerstelle
- Abbau der Stelle der Gemeindeschwester
- Reduzierung der Stelle in der Jugendarbeit auf 25 %
- Reduzierung der ursprünglich 1,5 Stellen im Gemeindeamt auf 27 Std
- Wegfall der Stellen im Reinigungsbereich
Auf Grund der Sparmaßnahmen war die Kirchengemeinde 2006 seit mehreren Jahren wieder in der Lage, einen ausgeglichenen Haushalt (ohne Rückgriff auf Rücklagen) aufzustellen.